Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Laufende Dissertationsprojekte

Isabelle Bosch

Sammeln, Lesen, Schreiben
Lektüre- und Schreibpraktiken der Hohenzollernfrauen im 18. Jahrhundert (Arbeitstitel)

Betreuerinnen: Frau Prof. Dr. Andrea Grewe (Osnabrück) und Dr. Jill Bepler (HAB)

Die Zusammenstellung einer Fürstinnenbibliothek wird mithilfe der Definition und Bewertung von mehreren Einflussfaktoren durch den Vergleich der Bibliotheken von vier Schwestern der Hohenzollerndynastie untersucht. Gegenstand der Untersuchung sind folgende Töchter Friedrich Wilhelms I.: Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth; Philippine Charlotte, Fürstin von Braunschweig-Wolfenbüttel; Luise Ulrike, Königin von Schweden, und Anna Amalie, Äbtissin von Quedlinburg. Nach ähnlicher Prägung am preußischen Hof, folgten durch unterschiedliche soziale Stellungen bedingte differierende Lebensläufe. Die verschiedenen Biographien sind gleichbedeutend mit heterogenen Erwartungen, Aufgaben und Interessen, welche sich in den Bibliotheken widerspiegeln. Der Ausbau eines Netzes von extrinsischen und intrinsischen Einflussfaktoren ermöglicht eine vergleichende Analyse der Prozesse des Sammelns und Lesens von Büchern. Der Übergang vom Lesen zum Schreiben wird durch die schriftlichen Erzeugnisse der Frauen im Zusammenhang ihres Buchbesitzes reflektiert. Aufgrund der Tatsache, dass Wilhelmine und Luise Ulrike Memoiren verfassten, ist die literaturhistorische Kontextualisierung durch die hauptsächlich französisch geprägte Gattung der Autobiographie in den Bibliotheken zentraler Punkt dieses Abschnittes. Die Verbindung von Bibliotheken mit Netzwerken, dynastischen Erwartungen sowie zeitgenössischen Tendenzen schafft die Grundlage für eine Untersuchung der Fürstinnenbibliotheken im Sinne von William Shermans Konzept der „living library“ ‒ die Wandlungen und Entwicklungen ihres Buchbesitzes werden parallel zu sich ihren wandelnden Lebensumständen betrachtet.

Lara A. Dittmann 

Entgrenzte Perspektiven?
Eine komparatistische Analyse der Tier-Mensch-Relationen in romanischer und europäischer Literatur der Jahrhundertwende (1890-1920) (Arbeitstitel)

Betreuerin: Frau Jun.-Prof. Dr. Berit Callsen

Johanna Fricke

Der postfranquistische Schulunterricht im Spannungsfeld von Zentralismus und Regionalismus. Kulturwissenschaftliche Perspektiven historischer Bildungsforschung in Spanien (1970-2000) (Arbeitstitel)

Betreuerin: Prof. Dr. Susanne Schlünder

Das Promotionsprojekt versteht sich als Beitrag zur hispanistischen Kulturwissenschaft sowie zur auf Spanien bezogenen historischen Bildungsforschung. So besteht das übergeordnete Ziel der Arbeit darin, anhand curricularer Vorgaben und ausgewählter Lehrwerke für den Geschichtsunterricht Prozesse der nationalen bzw. regionalen Vergemeinschaftung in Spanien zwischen 1970 und 2000 zu analysieren. 
In dieser Zeit erlebt Spanien eine Phase tiefgreifender Veränderungen, in der sich die offizielle Konzeption und – damit einhergehend – das Selbstbild der spanischen Nation grundlegend wandelt. Gleichzeitig konstituieren sich im Zuge des Dezentralisierungsprozesses die Comunidades Autónomas, sodass es im betrachteten Zeitraum nicht nur auf nationaler, sondern auch auf regionaler Ebene zu ‚Nation-(Re-)Building-Prozessen‘ kommt (vgl. Rivière Gómez 2000: 162–163), die mitunter in einem Spannungsfeld zu einander stehen. 
Mit Curricula und Lehrwerken für den Geschichtsunterricht hat die Untersuchung Quellen zum Gegenstand, die in der hispanistischen Kulturwissenschaft bislang kaum Berücksichtigung gefunden haben – dabei stellen sie, wie aktuelle Ansätze der historischen Bildungsforschung akzentuieren, ein ergiebiges Quellenmaterial dar, um Prozesse der kollektiven Identitäts- sowie Erinnerungsbildung zu erforschen und um Umbrüche bzw. Kontinuitäten in Bezug auf das Selbstverständnis eines Kollektivs nachzuvollziehen (vgl. bspw. Christophe 2019). Die curricularen Vorgaben sowie Geschichtsschulbücher werden mithilfe qualitativer (diskursanalytisch-hermeneutischer) und quantitativer Analysemethoden ausgewertet.

Angelika Groß

Narrative der Transgression. Gewalt, Trauma und coming-to-terms in der französisch- und spanischsprachigen Gegenwartsliteratur des 21. Jahrhunderts (Arbeitstitel)

Betreuerin: Prof. Dr. Susanne Schlünder

Das literatur- und kulturwissenschaftlich angelegte Dissertationsprojekt untersucht sowohl thematische Grenzgänge und -überschreitungen unter Schwerpunktsetzung auf den Diskurs der Gewalt und deren traumatische Auswirkungen, sowie Strategien des Umgangs mit dem Erlebten, als auch die von Transgressionen geprägte narrative Umsetzung der angeführten Thematik. Die Arbeit legt einen Schwerpunkt auf von Gewalt geprägte Konflikte im 20. Jahrhundert und untersucht Jonathan Littells Les Bienveillantes (2006), Alexis Jennis L’Art français de la guerre (2011), sowie Roberto Bolaños 2666 (2004) und Sergio Álvarez Guaríns 35muertos (2011).

Philip Hillebrand

Natur und Wissen in der lateinamerikanischen Aufklärung (Arbeitstitel)

Katarina Rempe

Mythos als Modus. Das mythische Denken als Paradigma der Avantgarde-Lyrik in Frankreich und Italien

Betreuerin: Prof. Dr. Andrea Grewe

Die Arbeit widmet sich der Ästhetik der frühen historischen Avantgarde. Untersuchungsgegenstand ist das lyrische und poetologische Werk Apollinaires in Dialog mit den Werken von Cendrars, Marinetti, Reverdy und Soffici – Lyriker, für die Apollinaire eine Kristallisationsfigur der damaligen Poesie darstellte.
Das Ziel der Untersuchung ist es, die Übereinstimmungen bedeutender Vertreter der europäischen Moderne in ihren ästhetischen Positionen zu zeigen, ohne sie auf Ismen festzulegen, deren Zuordnung bei den behandelten Dichtern ohnehin Schwierigkeiten bereitet, und ohne den Begriff „Avantgarde“ erneut definieren zu wollen. Stattdessen nähert sich die Dissertation der Ästhetik der frühen historischen Avantgarde anhand des Konzepts des mythischen Denkens, das Ernst Cassirer in seinem 1925 erschienenem Band Das mythische Denken entwickelt. Dazu werden die von Cassirer entwickelten Kategorien des mythischen Denkens als Beschreibungskategorien für die Ästhetik der klassischen Avantgarden aufbereitet.

Valentin Rose 

Language Change at the Interface - The Case of Old Romance Null and Overt Subject Pronouns (Arbeitstitel) 

Betreuer: Prof. Dr. Yves D'hulst 

Im Zentrum dieser diachronen Arbeit steht der syntaktische Sprachwandel der romanischen Sprachen Französisch, Italienisch und Spanisch. Historisch gesehen wiesen alle drei Sprachen einen ähnlichen syntaktischen Aufbau bis zum ca. 15. Jahrhundert auf. Charakteristisch war das Auftreten von Nullsubjekten in Hauptsätzen und das (zum großen Teil) Fehlen derselbigen in Nebensätzen. Heutzutage erlaubt das Französische keine Nullsubjekte, während diese nun weitestgehend ohne Einschränkungen im Italienischen und im Spanischen auftreten. Darüberhinaus gab es einen Wandel im Paradigma der Subjektpronomen nur im Italienisch und einen Verlust der Verbalmorphologie nur im Französischen. Dieser Wandel mit den durchaus unterschiedlichen Ergebnissen soll nun erklärt werden. Hierzu wird, neben der üblichen wissenschaftlichen Literaturanalyse, ein eigens erstelltes Korpus von (zumindest) Alt-Italienisch und Alt-Spanischen Texten auf verschiedene Punkte hin untersucht und mit dem bereits intensiver untersuchten Alt-Französisch verglichen.

Tom Rudolph 

Fallbasierte Reflexionskompetenz von Französisch- und Spanisch- Lehramtsstudierenden in der ersten Ausbildungsphase 

Betreuer: Prof. Dr. Mark Bechtel

Das in der Didaktik der romanischen Sprachen angesiedelte Dissertationsprojekt hat das Ziel, den Zusammenhang zwischen

a)     fallbezogener Reflexionsperformanz von Französisch- und Spanischlehramtsstudierenden – von deren Realisierung auf die Erreichung des Lernziels von Reflexionskompetenz geschlossen werden soll –

und

b)     verschiedenen fallbezogenen reflexiven Lehr-Lern-Settings in Seminaren der Französisch- und Spanischlehrer*innenausbildung

zu beforschen. Hierzu werden in zwei Master-Seminaren der Universität Osnabrück (1x Französisch, 1x Spanisch), die sich im Studienablauf zwischen fachdidaktischer Einführung und dem schulischen Fachpraktikum befinden, sechs verschiedene Lehr-Lern-Settings konzipiert und durchgeführt und die Reflexionsprodukte als Daten erhoben.

In allen Lehr-Lern-Settings werden unterrichtliche Fälle als Reflexionsimpuls genutzt.  Variiert werden dabei der Persönlichkeitsbezug des Falls (eigener Fall, fremder Fall einer fremden Person, fremder Fall eines*einer Mitstudierenden), die Realisierung des Falls (simulierter Fall im Seminar, erlebter Fall in der Praxis, videografierter Fall) und die Realisierung der Reflexion (mündlich-dialogische Seminardiskussion, monologisch-schriftlicher Text). Insgesamt werden hieraus sieben „Kombinationen“ gebildet und als Lehr-Lern-Settings im Seminar eingesetzt.

Das Projekt wird von den Forschungsfragen geleitet, inwiefern sich bei Französisch- und Spanisch-Lehramtsstudierenden in einem fachdidaktischen Theorie-Praxis-verschränkenden Seminar fallbezogene Reflexionsperformanz beobachten lässt und welcher Zusammenhang zwischen der Reflexionsperformanz und dem Umgebungssetting der Lehr-Lern-Situation besteht.

Annika Thoma

Unterrichtssprache(n) im schulischen Fremdsprachenunterricht (Spanisch/Französisch)(Arbeitstitel)

Betreuer: Prof. Dr. Mark Bechtel

Dem Thema „Unterrichtssprache(n)“ kommt im schulischen Fremdsprachenunterricht eine wichtige Bedeutung zu, sind selbige doch Unterrichtsgegenstand und Kommunikationsmittel zugleich. Gleichwohl wird das für den Umgang mit der Unterrichtssprache seit den 1970er Jahren leitende Prinzip der "aufgeklärten Einsprachigkeit" (vgl. u.a. Butzkamm 1973) in der Schulpraxis sehr unterschiedlich ausgestaltet. Empirische Studien, die sich mit der Verwendung der Unterrichtssprache im alltäglichen Spanisch- und Französischunterricht befassen, stellen jedoch ein Desiderat dar. Ziel des Promotionsprojekts ist es, diese Forschungslücke partiell zu schließen und anhand der Analyse von Videoaufnahmen schulischen Fremdsprachenunterrichts sowie ergänzend geführter qualitativer Interviews einen Beitrag zur genaueren Bestimmung des Einsatzes der Unterrichtssprache zu leisten. 

Abgeschlossene Dissertationsprojekte

Tobias Schlingmann

Hispanica Guelpherbytana – Spanisch-deutscher Kulturtransfer im Siglo de Oro

Betreuer/innen: Prof. Dr. Susanne Schlünder (Osnabrück), Prof. Dr. Andrea Grewe (Osnabrück), Dr. Sven Limbeck (HAB)

Trotz des vergleichsweise geringen Umfangs von ungefähr 1700 Drucken ist der geschlossene Bestand spanischer Drucke der Bibliotheca Augusta als qualitativ umso bedeutender einzustufen. Obwohl diese Bedeutung bereits vereinzelt apostrophiert (u.a. Briesemiester/Niederehe 1985) und vereinzelt für den spanisch-deutschen Kulturtransfer in Anschlag genommen wurde (vgl. zuletzt Briesemeister 2004), fehlen bislang umfassende und systematische Studien in jenem Bereich. Diesem Desiderat begegnet das Dissertationsvorhaben, welches die spanischen Drucke im herzoglichen Gazophylacium diskursgeschichtlich unter dem Gesichtspunkt ihrer Bedeutung für den Kulturtransfer zwischen dem protestantischen Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und dem katholischen Spanien erfassen, kategorisieren und analysieren will. In dem Maße, wie sich Um- und Abbrüche sowie gescheiterte und gelungene Lösungsstrategien historischer Konflikte anhand von Bibliotheksbeständen rekonstruieren lassen (vgl. Adam 2011), kann eine Untersuchung der Hispanica Guelpherbytana als „höchst bemerkenswerte[s] Zeugnis für Spaniens Ausstrahlung und Bedeutung“ (Briesemeister 2004: 205) einen Beitrag zur Erforschung der spannungsreichen spanisch-deutschen Kulturbeziehungen der Frühen Neuzeit leisten.